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Smarte Türschlösser – der einfache und sichere Weg ins Smart Home?

Smarte Türschlösser – der einfache und sichere Weg ins Smart Home?
Ein Interview mit Joachim Mahlstedt, Director Business Development PEU bei der ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH

Veröffentlicht am 31.05.2019


Joachim, wer smart wohnt, möchte auch smart durch seine Tür kommen.
Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Türlösungen. Wodurch unterscheiden sich diese und was davon ist überhaupt sinnvoll?
Du bist bei Assa Abloy verantwortlich für das Business Development und kannst sicherlich wichtige Informationen für die Wahl eines smarten Türschlosses geben.

Joachim Mahlstedt


Grundsätzlich stellt sich also die Frage: Was will ich mit einer smarten Tür überhaupt erreichen?

JM: Smarte Funktionen, die auf Kosten ausreichender Sicherheit gehen, sind nicht wirklich smart. Über eine Sprachsteuerung die Tür zu Haus oder Wohnung zu öffnen, kommt also eher nicht in Frage. Was sich mit einem smarten Schloss aber vermeiden lässt, sind zeitraubende Schlüsselübergaben mit Freunden, Handwerkern oder dem Babysitter und ein teurer Austausch von Schließzylindern nach dem Verlust eines Schlüssels. Um diesen Komfort zu erreichen, gibt es zwei sinnvolle Wege: Entweder wird im Neubau direkt auf eine smarte Zutrittskontrolle gesetzt oder bei einer Nachrüstung auf Lösungen geachtet, die sich einfach in die Tür integrieren und installieren lassen.

Wie umfangreich die Funktionen eines smarten Schlosses sind und mit welchem Hilfsmittel die Tür geöffnet wird, hängt dann von der dahinterstehenden Philosophie ab. So gibt es bei uns z.B. in den Türknauf zu integrierende Lösungen, voll umfängliche Zutrittskontrollen mit Verkabelung, Schließzylinder mit Motor oder flexible schlüsselbasierte Systeme. Wichtig bei der Auswahl ist es, die zahlreichen Türtypen zu bedenken, die IT-Sicherheit bei vernetzten Systemen im Blick zu haben und sich mit der Auswahl flexible Einsatz- und Änderungsmöglichkeiten offenzuhalten.

 

Gehört zu einem SmartHome auch zwingend eine smarte Wohnungstür?

JM: Ja und Nein. Eine in das SmartHome eingebundene Tür ist nur dann interessant, wenn ich die Tür als eine interaktive Komponente meines smarten Zuhauses sehe. Abgesehen davon sind aber auf jeden Fall die smarten Funktionen der Tür wichtig: Hier stehen insbesondere eine einfache (z.B. per App) und flexible Berechtigungsvergabe (Wer darf wann die Tür öffnen?), sowie der zuverlässige, nachhaltige Betrieb im Vordergrund. Ich kann diese Vorteile allerdings auch nutzen, ohne dass die Tür mit der Hausautomation verbunden ist.

 

Gibt es einen Unterschied ob ich Mieter oder Eigentümer bin?

JM: Klar, den gibt es. Wer zur Miete wohnt, dem geht es in der Regel um die reine Nachrüstung von Sicherheitstechnik. Das heißt, es kommen nur flexible Lösungen in Frage, die sich bei einem Auszug wieder entfernen und mitnehmen lassen. Große Einbauten werden von Mietern nicht durchgeführt. Bei einer Eigentumswohnung oder einem Haus lohnen sich unter Umständen dagegen auch umfangreiche Lösungen, die „fest“ verbaut werden.

 

Komfort und Sicherheit passen nicht immer zusammen, oder?

JM: Die Sicherheit sollte gerade auch bei der Wohnungs-/Haus-Tür immer im Fokus stehen. Aber natürlich gibt es Lösungen, die beides miteinander verbinden. Generell sind drei Sicherheits-Bereiche zu berücksichtigen. Wir unterscheiden in mechanische, mechatronische und IT-Sicherheit. Da sehe ich bei verschiedenen Angeboten, bzw. Anbietern im Markt durchaus Verbesserungspotential.

Eine Rolle spielen hier die verschiedenen Türöffnungsmöglichkeiten: Über Sprache gesteuertes Öffnen der Tür sehe ich eher kritisch, da die gesprochenen Befehle auch aufgenommen werden können. Der Zugang mit biometrischen Daten wie dem Fingerprint ist Geschmacksache, aber auch hier werden keine zusätzlichen Hilfsmittel benötigt. Außerdem gibt es noch Token, smarte Schlüssel und natürlich den Zutritt mit dem Smartphone.

Ein wichtiger Punkt ist auch der sichere Betrieb und die dafür erforderliche Stromversorgung der jeweiligen Schließsysteme. Wie lässt sich also die Tür öffnen, wenn der Strom ausfällt oder die Batterie im Schließzylinder nicht mehr funktioniert?

Bei ASSA ABLOY setzen wir unter anderem auf das System CLIQ Go. Hier sitzt die Batterie im Schlüssel und dem Nutzer wird lange im Voraus signalisiert, dass der Batteriestrom zur Neige geht. Diese Situation braucht also niemand zu fürchten, der sich für den Einsatz elektronischer Schließzylinder entscheidet.

 

IT-Systeme wie das Smartphone, der Computer, usw. bekommen ständig Updates.
Wie funktioniert das an der Tür?

JM: Updates direkt im Türschloss sind eher selten. Meist handelt es sich um Updates mit neuen Funktionen für die Bedienungs-App. Diese erfolgen auf dem üblichen Weg, wie auch bei anderen SmartHome-Komponenten oder dem Smartphone. Die einzelnen Berechtigungen und Änderungen für den Zugang werden direkt im Zutrittsmedium gespeichert. Bei unserem elektronischen Schließsystem CLIQ Go haben wir dies ebenfalls smart gelöst: Hier sitzt die Programmierung zum Beispiel im Schlüssel.

 

In der ersten Antwort hast Du unterschiedliche Zugangs-Varianten erwähnt.
Ist eine grobe Kategorisierung der vielen am Markt verfügbaren Angebote möglich?

JM: Ja, natürlich. Grob unterteilt gibt es vier Kategorien:

1: Eine Zutrittskontrolle bietet die volle Online-Funktion, setzt aber eine teure Verkabelung voraus und ist daher für Neubau oder Eigentum am sinnvollsten.

2: Eine Knauflösung ist kabellos und lässt sich entweder als einzelne Offline-Lösung einsetzen oder auch ohne Verkabelung in eine entsprechende Anlage einbinden. Sie hat allerdings den Nachteil eines vorstehenden Knaufs.

3: Ein Motorzylinder wie ENTR unserer Marke Yale ist ein Nachrüstprodukt und damit auch für Mietwohnungen geeignet.

4: Mechatronische Zylinder kommen aus der Industrieanwendung, sind also bewährte und robuste Produkte. Sie werden jetzt auch für den Heimnutzer angeboten und eignen sich sowohl für Eigentums- als auch Mietobjekte. Zu dieser Kategorie zählt auch unser System CLIQ Go.

 

Die mechatronische Variante klingt sehr interessant.
Gibt es denn Unterschiede zwischen Lösungen für Privat und Gewerbe?

JM: Nein, denn inzwischen sind Sicherheitslösungen aus dem Profibereich auch für den Heimbereich verfügbar. Natürlich besteht in der Regel ein Unterschied in der Größe der Anlagen. Im gewerblichen Bereich sind daher ganz andere Skalier- und Supportmöglichkeiten möglich, die im privaten nicht notwendig sind. Die kleineren smarten Lösungen für Zuhause sind dementsprechend natürlich günstiger.

 

Bisher musste man den teuren Schlüsseldienst rufen, wenn man sich mal ausgesperrt hat.
Brauche ich zukünftig einen Hacker, um die Tür zu öffnen?

JM: Grundsätzlich haben Hacker bei uns keine Chance. Unsere Schließsysteme werden durch unser eigenes Kompetenzzentrum regelmäßig auf Herz und Nieren geprüft.

Bei schlüsselbasierten Lösungen benötigt man auch weiterhin einen Schlüsseldienst. Für Lösungen wie ENTR wird der nicht benötigt, da man hier die Tür mit einem PIN oder Fingerabdruck öffnen kann.

 

Zum Schluss noch eine technische Frage zur Programmierung von Zylinder und Schlüssel.
Wie erfolgt die Sperrung einzelner Nutzer bzw. die Freigabe von Schlüsseln für einzelne Zylinder (Türen), ohne dass diese online eingebunden sind?

JM: Die Zugangsberechtigungen sind bei CLIQ Go auf dem Schlüssel hinterlegt. Die Aktualisierung erfolgt dann ganz einfach über die Smartphone-App per Bluetooth direkt auf einen der Schlüssel. Vom Schlüssel wird die geänderte Programmierung dann auf den oder die Zylinder übertragen. So kann ein Schlüssel zum Beispiel ausgebucht/gesperrt werden.

 

Also wird über einen berechtigten Schlüssel ein zu sperrender Schlüssel in den jeweiligen Zylindern gesperrt?
Ein berechtigter Schlüssel ist also das Übertragungsmedium in alle relevanten Schließ-Zylinder?

JM: Ja, der Nutzer kann ganz einfach in der App auswählen, mit welchem Nutzerschlüssel er den Zylinder aktualisieren möchte. Dadurch kann zeitnah und direkt vor Ort die Änderung am Zylinder durchgeführt werden. Bei einem erneuten Update des Schlüssels werden die neuen Berechtigungen auch wieder zurück ins System geschrieben und dort übersichtlich verwaltet.

 

Joachim, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg auf dem Weg zu mehr smarten Türsystemen von ASSA ABLOY.

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Das Interview führte Mark Rüdiger.